Es gibt Touren, die hat man bereits lange im Kopf, bevor man sie endlich in die Tat umsetzten kann.
Entweder weil sie so weit weg sind, oder weil die Tour so anspruchsvoll ist. Diesmal war es letzteres.
Den Stopselzieher-Steig auf die Zugspitze bin ich vor etwa 7 Jahren bereits ohne Hund als Abstieg gegangen, es ist ein alpiner Klettersteig mit der Schwierigkeit A/B, somit für einen Bergsteiger leicht zu machen, aber das ganze mit Hund und bei mir sogar mit zwei Hunden zu gehen ist eine andere Hausnummer.
In den letzten Jahren bin ich mit Riis und Fala zu einem guten Team zusammen gewachsen und ich kann mich auf die beiden verlassen und die Mädls wissen, dass sie mir am Berg vertrauen können.
Nun war es so weit, ich machte mich an die finale Planung um die Tour in die Tat umzusetzen.
Gleich zu Beginn eine Anmerkung, diese Tour empfehle ich definitiv nicht mit Hund nachzumachen, ich bin mit meinen Hunden zig Stunden im Jahr in den Bergen unterwegs und weiß was ich mache. Es handelt sich dabei um eine alpine Bergtour mit richtigem und langen alpinen Klettersteig.
Anfang August hatte ich frei und das Wetter war passabel, gut ist was anderes, aber gut genug für so eine Tour, wenn man schnell genug unterwegs ist. Mir war wichtig, dass ich die Tour unter der Woche in Angriff nehme, damit möglichst wenig Leute unterwegs sind, da kam mir dann auch zugute, dass das Wetter nicht so prickelnd vorausgesagt war. Für den Nachmittag ist steigende Gewittergefahr angesagt, somit mussten wir flott unterwegs sein, aber von meiner Zeitplanung passte es. Wenn jedoch irgendwas dazwischen kommt, dann würde ich umdrehen müssen.
Am Abend packe ich meinen Rucksack, nochmals kontrollieren, dass ich auch alles dabei habe, Helm, Klettersteighandschuhe für mich und Geschirr und meine Reepschnurleine für die Mädls und was man halt sonst noch so braucht.
Am nächsten morgen ging es nach Ehrwald, am Parkplatz der Bahn das Auto abgestellt und dann wars endlich so weit, ab auf die Zugspitze.
Zu erst ging es mal wieder eine Skipiste hinauf, nicht optimal als WarmUp, aber dann heißt es einfach die imaginäre Handbremse anziehen und langsam starten, damit der Kreislauf und die Muskulatur in Schwung kommen kann. Irgendwann ist auch die längste Skipiste geschafft, ok es gibt auch noch längere, aber trotzdem ist diese hier schon lang genug. Weiter geht es auf einem Trail durch den Latschengürtel, der Weg ist richtig schmal und die nassen Latschen sorgen für Erfrischung, die ich eigentlich zu der Uhrzeit und bei den Temperaturen noch nicht brauche. So langsam tauchen vor mir die ersten anderen Wanderer auf, die auch heute morgen gestartet sind, aber halt etwas früher und nicht wie ich erst um 9Uhr, weil ich davor daheim noch dies und jenes erledigt habe. Ich bin also definitiv kein gutes Beispiel bei der Wettervorhersage, aber ich kenne mein Tempo und bin deswegen sehr entspannt, was die zeitliche Einteilung angeht. Von den meisten werde ich neugierig beäugt als ich mit zwei Hunden und einem Helm an der Trailweste an Ihnen vorbeilaufe, sie selber mit fetten Rucksäcken und langsamerem Schritt. Nach dem wir das Schotterfeld bewältigt haben und uns Mühe gegeben haben nicht nach jedem Schritt wieder einen halben zurück zu rutschen geht es deutlich flacher, aber recht ausgesetzt am Hang entlang zur Wiener-Neustädter-Hütte.
Hierbei bekommt man bereits einen klitzekleinen Vorgeschmack auf das was einen gleich im Stopselzieher erwartet. An der Hütte angekommen kommt die Sonne gerade über den Berg und tauchte die Hütte in goldenes Licht. An der Hütte fülle ich nochmal mein Wasser auf und es gibt den ersten Snack. Kontinuierlich kleine Portionen essen und trinken sorgt dafür, dass die Energie konstant bleibt. Beim Blick die Wand zum Gipfel hinauf muss ich feststellen, dass es über Nach geschneit hat und das Anfang August. Aber so sind die Berge, auf knapp 3000m ist es nichts ungewöhnliches das auch im Sommer der ein oder andere Schneefall dabei ist. Ich schaute an mir herunter, Trailrunningschuhe, kurze Hose und T-Shirt, passt würde ich sagen. Aber wie bereits erwähnt, bitte nicht nachmachen, ich habe in meiner Trailweste trotzdem immer! Eine Daunenjacke und Notfallbiwaksack dabei. Wenn man schnell unterwegs ist und nicht stehen bleibt, dann bleibt auch der Körper warm, Schnelligkeit ist also aus mehreren Gründen Trumpf.
Jetzt aber weiter zum Einstieg, noch über eine letztes Altschneefeld an der Hütte, dass aber schon angetaut ist und so gut zu gehen ist. Bis zum Einstieg überhole ich noch ein paar Leute und dann kann es los gehen. Handschuhe an, Helm auf und die Hunde an die Reepschnurleine anhängen. Die Leine halte ich in der Hand, befestige sie nicht an mir sondern nehme sie in Schlaufen auf und wickle sie nicht um die Hand, so kann ich schnell agieren, egal ob die Hunde mehr Raum oder weniger benötigen.
Gleich vom Start an geht es steil hinauf, die Mädls sind hoch konzentriert und wir arbeiteten uns mit Bedacht den Berg hinauf. Die erste anspruchsvolle Stelle durch die Höhle meisterten beide ganz alleine. Der Fels war noch etwas feucht, aber die Mädls fanden super Halt. Kurz danach überholte ich noch zwei Personen, die mich extrem ungläubig anschauten.
Jetzt wurde es dann richtig steil, eiserne U-Haken helfen dabei nach oben zu kommen, die Mädls kraxelten daneben im Fels nach oben. An der steilsten Stelle, die fast schon senkrecht war, unterstütze ich die beiden und nach dem wir dieses 2m Stück überwunden haben, ist das gröbste geschafft. Jetzt stehen noch viele felsige, steile und ausgesetzte Höhenmeter an, bevor wir unser Gipfelglück feiern können. Im straffen Tempo geht es hinauf, meine Wadln ignorierte ich, die waren der Meinung es sei zu schnell. Eine kurzes „Klappe halten“ und weiter gehts in gleichem Tempo. Von nix kommt nix.
Etwa 200hm unter dem Gipfel erreichten wir dann den Schnee, die Mädls finden es super und doppelt so gut gelaunt nehmen wir den Gipfelsprint in Angriff. An der Gipfelplattform sehen wir einen Heli, der den fertig gemischten Beton für die neue Terrasse des Münchner Hauses hinauf fliegt. Da wird einem wieder bewusst wie aufwändig eine Baustelle in den Bergen ist. Während ich noch dem Heli zuschaue erreichen wir den Normalweg auf die Zugspitze, jetzt war wirklich entspurrt angesagt.
Kurze Zeit später treffe ich einen wirklich verrückten Kerl, er hatte es sich in den Kopf gesetzt von der Zugspitze mit SUP&Hike bis zur Ostsee oder war es die Nordsee zu wandern/paddeln. Beladen war er mit einem riesigen Rucksack mit dem SUP seinen Klamotten einem Paddel, dass wie eine Antenne aus dem Rucksack ragte und noch einem weiterem Rucksack den er auf der Vorderseite trug. Mittlerweile hat er es geschafft und es ist immer wieder erstaunt, welche Projekte alle in die Tat umgesetzt werden.
Ein paar Minuten später war es so weit, über eine Eisentreppe erreichen wir die Gipfelplattform inklusive Kulturschock. Von der einsamen Bergwelt mitten hinein in einen Tourihotspot. Jetzt kurz ums Eck, das Selfie mit dem Gipfelkreuz machen. Die letzten Meter zum Gipfel habe ich weggelassen, zum Gipfle muss man eine 3m senkrechte Leiter hinauf und auch wieder hinunter und es stand eine ewig lange Schlange an. So musste es diesmal reichen das Kreuz nur zu sehen.
Nach einem kurzen Snack machten wir uns auch schon wieder auf den Weg, hier oben ist wirklich kein Ort an dem man sich gerne lange aufhält, viel zu viele Touris, die mit Bergsteigen ungefähr so viel am Hut haben wie ne Kartoffel mit den Zahlen des DAX. Der Abstieg hinab zum Zugspitzplatt ist auch nochmal Drahtseilversichert, aber um einige Stufen leichter als der Stopselzieher. So können wir recht flotten Schrittes die Höhenmeter vernichten dabei verfolgten und die Wolken. Die Wolkengrenze verschob sich nach unten, dabei verschwand der Gipfel langsam in einer weißen Wand. Am Platt angekommen gebe ich dann noch einer Gruppe Auskunft über die Verhältnisse des Aufstieges zum Gipfel und dann machen wir uns auf den weiteren Weg nach unten. Im lockeren Laufschritt ging es Richtung Knorrhütte, im Vergleich zum Juni waren es deutlich weniger Schneefelder und so blieb das Schneesurfen zum beschleunigen des Abstieges leider aus. Aber trotzdem passieren wir noch einige Schneefelder die von Riis und Fala nach Herzenslust zum flitzen und wälzen genutzt werden. Kurz vor der Knorrhütte setzt ein leichter Nieselregen ein, aber so wenig, das die Tropfen genauso schnell wieder trocknet wie man nass wird.
An der Knorrhütte nur das Wasser auffüllen und den bergabflow gleich weiter genutzt um zum Gatterl durchzustarten. Am Gatterl überqueren wir dann wieder die Grenze nach Österreich und die Landschaft wurde auf den Schlag deutlich grüner und weniger felsig. Um uns herum setzt ein richtiges Murmeltier Konzert ein, Riis und Fala schauen neugierig wo den die pelzigen Tierchen sitzen aber blieben beide brav bei mir. So langsam wird es auch bei Fala, dass sie nicht jagen geht. Nächstes Ziel, die Ehrwalder Alm, der Trail bis dahin ist eigentlich ein Traum, genau richtig um es laufen zu lassen, aber heute war es eine einzige Schlammschlacht. Das Ziel war, nicht mit dem Hosenboden in der Matsche zu landen und jeden Ansatz einer Surfeinlage im Keim zu ersticken. So im großen und ganzen gelingt uns das ganz gut, nur die Schuhe und Hundepfoten sehen aus wie ausgewachsene Schlammmonster.
Unterwegs komme ich an an zwei jungen Leuten in Straßenturnschuhen und gegen den Regen mit einem Plastiktütenponcho bekleidet vorbei, die auf Nachfrage wo Sie jetzt noch hinwollen. Antworteten dass Sie noch auf die Zugspitze möchten. Es war kurz 14Uhr und die beiden sahen mir nicht sonderlich flott aus und bis hier waren Sie bereits 3h unterwegs. Auch auf meinen Hinweis, dass es noch eine lange und anspruchsvolle Wegstrecke bis zum Gipfel sei und dass für den Nachmittag schlechteres Wetter und steigende Gewittergefahr angesagt war, reagierten die beiden nicht wirklich und ließen sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen. Dass sind dann die Fälle, für die die Bergwacht ausrücken muss. Es ist jedoch trotzdem immer wieder erstaunlich wie wenig passiert und ich hoffe für die beiden, dass Sie gut angekommen sind. Wenn noch eine Kleinigkeit dazwischen kommt, dann sind solche Leute sehr schnell am Limit und die Bergwacht muss ausrücken.
Also bitte plant eure Touren sorgfältig und schätzt eure und die Fähigkeiten/Ausdauer eurer Vierbeiner richtig ein.
Je näher ich der Ehrwalder Alm komme, umso mehr Leute sind unterwegs. Im Laufschritt geht es deswegen an der Alm vorbei um möglichst schnell zu dem Abzweig zu gelangen, der mich absteigendquerend zurück zum Auto bringt. Kaum hatte ich den Weg erreicht war es auch schon wieder einsam. Nach dem ersten Teil auf Forststraßen geht es wieder auf einen Trail. Es lief jetzt, die Mädls flitzten neben mir den Berg hinab und es war einfach nur schön zusammen unterwegs zu sein. Ein letzter kurzer Gegenanstieg verlangte nochmal etwas Körner und die Beine beschwerten sich etwas. Nach dem der Anstieg geschafft ist gings nur noch durchs Skigebiet runter. Da habe ich aber einen kleinen Pfad zwischen den Pisten entdeckt, so dass es einem gar nicht vorkam wie ein Skigebiet. Der Pfad endet direkt am Parkplatz, besser gehts nicht. Am Auto angekommen setze ich mich erst mal in die Sonne, trinken, essen und einfach nur dasitzen und die Aussicht genießen. Die Mädls liegen im Gras und wer weiß vielleicht träumen sie auch bereits von der nächsten Tour.
Anschließend bin ich noch zu einem kleinen See gefahren, vom Parkplatz erreichen wir nach einem kurzen Fußmarsch das Ufer. Und dann heißt es ab ins kalte Nass. Ein Traum, so erfrischend und belebend nach so einer langen Tour. Der perfekte Ausklang eines langen Tourentages.
Daten
Strecke: 26km
Höhenmeter: 2300hm
Schwierigkeit: Alpiner Klettersteig A/B & schwarze Wanderwege
Kein GPX Track, wer die Tour machen möchte, muss sich davor ausgiebig mit der Tour befassen.
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